Journalistik-Alumni: Woher sie kommen, wohin sie gehen

Lena_Wilde

Lena Wilde, ursprünglich aus Haan bei Solingen, hat ihr Diplom 2011 in Eichstätt gemacht. Aktuell wohnt sie im Kölner Westen und arbeitet als Pressereferentin bei der Internetfirma „Glasfaser“.„Bei den ganzen Technikthemen kann mich zwar nicht kreativ entfalten, aber als ich den Job angenommen habe, stand eben der Pragmatismus im Vordergrund. Ich betreibe nebenbei noch einen Blog und werde bald ein Buch veröffentlichen. Dabei kann ich mich dann kreativ austoben.“

Nach dem Studium bekam Lena ein Volontariat beim Medienfachverlag Rommerskirchen in Bonn, der unter anderem auch die Zeitschrift „Journalist“ publiziert. „Wir durften Zeitschriften mit entwerfen. Layouten, schreiben, redigieren und recherchieren. Alles was ich in Eichstätt gelernt habe, konnte ich hier einsetzen und mich einbringen. Leider war die wirtschaftliche Stimmung im Verlag schlecht und es hieß: ‚Bloß keine neuen Leute einstellen.‘“Trotz der vielen absolvierten Praktika während des Studiums, unter anderem bei der FAZ, bei „hart aber fair“ und dem PM-Magazin, erhielt Lena für die Bewerbungen auf freie Stellen als Redakteur viele Absagen.

„Ich habe gewusst, dass es schwierig wird in dieser Branche und ich habe letztendlich auch gespürt, dass es schwierig ist. Aber ich bin noch jung uns sage immer: ‚Die Sachen die man nicht versucht, die bereut man später.‘“

Der Studiengang Journalistik der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt ist nicht nur in Bayern, sondern in ganz Deutschland bekannt für seinen guten Ruf. Daher kommen junge Leute von überall in die kleinste Universitätsstadt Europas. Aber woher kommen die Absolventen der Journalistik? Wo leben sie nach dem Studium und was machen sie an ihrem neuen Wohnort? Vor allem aber: Sind sie beruflich wirklich im Journalismus gelandet?

Bei Betrachtung der ersten Karte sticht direkt ins Auge: Die Mehrzahl der Absolventen stammt aus Bayern – hauptsächlich aus dem Raum München – und besonders häufig aus ländlichen Gegenden. Die südlichste Herkunftsstadt ist Garmisch-Patenkirchen, die Nordlichter bilden Kiel, Bremen und Hamburg. Ehemalige aus NRW kamen aus den Städten Düsseldorf, Dortmund, Münster und Aachen nach Eichstätt.

Markus Putz ist Abschlussjahrgang 2001 und arbeitet jetzt in München beim BR. Er ist dort Planungskoordinator beim jungen Programm PULS.
„Ich bin dazu gestoßen als es noch on3 hieß und war als Fernsehredakteur für die Sendung on3-südwild tätig. Als Planungskoordinator arbeite ich an der Schnittstelle zwischen Online, Radio und Fernsehen und bin für die Langfristplanung unserer Themen und deren Kommunikation zwischen den einzelnen Ausspielwegen, in andere BR-Redaktionen und nach extern zuständig. Und ich arbeite an der Entwicklung neuer crossmedialer Formate mit.“„Für mich war die Umstellung von Eichstätt auf München gewöhnungsbedürftig. Ich habe vorher nie für längere Zeit in einer Großstadt gelebt. Auch aus beruflicher Sicht war es nach dem Studium hart. Man wurde eben nicht mit der goldenen Kutsche in den Traumberuf gefahren. Ich habe 50 bis 60 Bewerbungen geschrieben und fast nur Absagen bekommen, weil damals auch gerade eine Medienjobkrise war.“Wenn Markus an die Zeit in Eichstätt zurück denkt, dann fällt ihm als erstes das (nicht vorhandene) Nachtleben ein.
„Es gab keine großartigen Wahlmöglichkeiten: Entweder man ging ins Dasda, oder auf eine der Privat-Partys in Wohnheimen oder WGs. Mir persönlich hat das viel besser gefallen und ich würde Eichstätt wegen der privateren Atmosphäre, auch an der Uni, weiterempfehlen.“
„Im Nachhinein hätte ich noch mehr Praxiserfahrung in Form von Praktika gesammelt, vor allem wegen der Kontakte. Denn wenn die fehlen, können die Noten noch so gut sein – es ist viel schwieriger einen guten Einstieg zu finden, weil jeder „was mit Medien“ machen will.“

Nach ihren Abschluss wollten die meisten ehemaligen Journalistik-Studenten in eine größere Stadt, aber am liebsten auch in Bayern bleiben – daher ist München mit Abstand das beliebteste Ziel. Aber auch in anderen Teilen Deutschlands ist die Landflucht erkennbar. Viele Absolventen sind in deutschen Medien-Städten wie Berlin, Hamburg, Main und Stuttgart gelandet. Eine Handvoll Absolventen haben sich ins Ausland begeben: Rom, Lyon und sogar New York und Brainerd (Minnesota) sind vertreten.

Europa und die USA waren die Hauptziele der Absolventen für ihr Auslandssemester. Madrid, Lille und Wien, sowie Boston, San Diego und Washington waren die beliebtesten Städte. Zu den „exotischen“ Plätzen zählen Daressalam in Tansania, Fidschi und Osaka (Japan).

Berufe der Eichstätt-Absolventen. Gehaltsangaben in Netto.
‚Keine Angaben‘ werden nicht angezeigt


Beruflich hat es die Ex-Journalistik-Studenten an weniger exotische Orte verschlagen. Fast die Hälfte aller Befragten sitzt in einer Redaktion und geht dem Traumberuf nach – festangestellt, großteils mit einem geregelten Netto-Einkommen von mehr als 1.500 Euro im Monat. Ein weiteres Fünftel aller Befragten arbeitet freiberuflich, verteilt auf Fernsehen, Radio und Printmedien. Von ihnen bekommt zumindest die Hälfte mehr als 1.500 Euro im Monat. Insgesamt machen die Journalisten 57,8 Prozent aller Befragten aus. Es arbeiten mehr Absolventen festangestellt, als freiberuflich. Rund ein Drittel von ihnen hat aber keine Angabe über das Gehalt gemacht.

Ein Viertel der Befragten macht Öffentlichkeitsarbeit. In etwa die Hälfte davon arbeitet als PR-Redakteur. Fast die gesamte andere Hälfte besteht aus Pressesprechern. Den Rest bilden diverse PR-Berufe. Nur ein Zehntel der Öffentlichkeitsarbeiter ist freiberuflich tätig. Insgesamt verdient fast kein Absolvent, der Öffentlichkeitsarbeiter geworden ist, weniger als 1.500 Euro. Fast die Hälfte verdient sogar mehr als 3.000 Euro netto im Monat. Im Gegensatz zu den Journalisten haben fast alle Öffentlichkeitsarbeiter ihr Gehalt angegeben.

Die restlichen Befragten sind arbeiten entweder wissenschaftlich, studieren oder sind im Beratungsbereich. Sie machen etwa ein Fünftel aller Befragten aus.

Wir haben die ehemaligen Journalistik-Studenten nach Tipps und Ratschlägen befragt, worauf die jetzigen Studenten achten sollen. In der Wordcloud sieht man die meistgenannten Schlagworte – je größer sie sind, umso häufiger wurden sie genannt.

Schlagwort-Visualisierung der Antworten auf die Frage: „Was empfehlen Sie den heute Studierenden?“

Autoren: Simon Busch, Maximilian Dautner, Laura Harlos, Jonas Schramm