Kleidertausch: Ein Kleidungsstück zum Glück

 

Kleidertausch hat sich mittlerweile zu einer echten Alternative gegenüber anderen Wegen der Altkleiderverwertung entwickelt. Doch wie funktioniert Kleidertausch eigentlich? Und ist Kleidertausch vielleicht sogar effektiver als Altkleidersammlungen?

 

 

Die Kleidertausch-Party an der KU Eichstätt

An der Katholischen Universität Eichstätt findet einmal pro Semester eine Kleidertauschparty statt. Organisiert wird sie dieses Jahr zum ersten Mal von Mitgliedern des Umweltreferats. Die Party ist besonders bei Studentinnen sehr beliebt und die Nachfrage ist dementsprechend groß.

 

 

Bevor die Kleidertauschparty startet wird traditionell ein Film in Bezug auf Textilproduktion gezeigt – dieses Mal handelt es sich um eine Dokumentation über die Jeans-Herstellung in Entwicklungsländern. Hier der Link zum Video: Der Preis der Blue-Jeans

 

 

 

 

Gruppenbild

Filmpräsentation vor der Kleidertausch-Party

 

 

 

Was passiert mit übriger Kleidung?

Die Überreste der Kleidertauschparty wie T-Shirts, Accessoires und Schuhe – circa sieben Kleidersäcke – kommen dem Sozialamt in Nürnberg zu Gute, die mit dieser Spende das Frauen- und Männerhaus unterstützen. Im Vergleich zu Altkleidersammlungen, die meist bis nach Afrika weiterverschifft werden, hat der Kleidertausch dadurch einen deutlich kleineren CO²-Fußabdruck.

Beim Transport der restlichen Kleidung des Kleidertauschs mit einem durchschnittlich großen LKW, der 35 Liter Diesel auf einer Strecke von 100 Kilometer verbraucht, wird auf der Strecke von Eichstätt nach Nürnberg (83,9 km) ca. 76 Kilo CO² ausgestoßen.

 

Zum Vergleich: Werden Klamotten aus einem Altkleidercontainer mit einem LKW von Eichstätt nach Bangui (Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik) transportiert, werden allein durch den LKW (ohne den Schiffsweg zwischen Italien und Tunesien) ca. 7 Tonnen CO² ausgestoßen. Das ist ca. die 90-fache Menge, verglichen zu der Strecke von Eichstätt nach Nürnberg.

 

 

 

 

 

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Circa sieben Säcke an Klamotten sind nach der Kleidertausch-Party übrig gelieben

 

Die Altkleiderspende – Fluch oder Segen?

Unkompliziert, praktisch und sozial – Altkleiderspenden sind beliebt, denn durch sie ist es ganz einfach, Gutes zu tun. Das glauben zumindest die meisten Deutschen. Bei einer repräsentativen Umfrage von SPIEGEL und manager magazin gaben 70 Prozent der Befragten an, Kleidung, die sie nicht mehr haben wollen, eher wegzugeben, als sie zu entsorgen oder zu reparieren.

Das Geschäft mit alter Kleidung ist ein gutes, je nach Qualität bringt eine Tonne etwa 200-500 Euro für europäische Sammel-Organisationen. Bei 750.000 Tonnen Gesamtmenge im Jahr ergibt das eine ordentliche Summe. Kein Wunder also, dass selbst gemeinnützige Organisationen wie zum Beispiel das Rote Kreuz einen Großteil ihrer Spenden weiterverkaufen.

 

Altkleider-Müll

Viele Firmen betreiben mit den gespendeten Klamotten dubiose Geschäfte
(Quelle: „Bolivien-Kleidersammlung“ des Bistums Trier, Einsammelvorgang der Kleidersäcke auf einem LKW. von Florian Decker, unter CC-Lizenz)

 

 

 

Fakt ist, dass Altkleiderspenden oft mehr Schaden anrichten als verhindern. So gut wie alle Organisationen verkaufen Teile der Altkleidung zunächst an Großhändler, die die Kleidung an lokale Textilhändler in Afrika und anderen Entwicklungsländern weiterverkaufen. Diese Händler bringen die Kleidungsstücke dann wiederum zu geringen Preisen an den Mann oder die Frau. Die Exporte aus Europa überschwemmen die lokalen Märkte und unterbinden so eine natürliche Entwicklung der lokalen Textilindustrie. Oft verkaufen die Großhändler die Altkleider zu unfairen Preisen und beuten so die lokalen Händler aus.

In den 90er Jahren erreichten die Probleme mit den Altkleider-Importen aus Europa ihren Höhepunkt, was zum Kollabieren des lokalen Textilmarktes führte. Heute bestimmen zusätzlich Importe aus Südostasien den Markt, die zwar billig sind, jedoch auch von schlechter Qualität.

Die Altkleider-Importe schaffen allerdings auch Arbeitsplätze, die es sonst nicht gäbe. Würde man die Containerladungen auf ein Mal stoppen, hätten Hunderttausende keine Arbeit mehr. Zusätzlich gibt es kein ausreichendes, lokales Bekleidungsangebot, das die Importe ersetzen könnte.

 

 

 

 

Wie spende ich richtig?

Eine pauschale Lösung des Problems gibt es demnach nicht. Die afrikanischen Märkte sind noch zu sehr von den europäischen Importen abhängig. Wichtig ist es demnach, seine Altkleidung bei seriösen und gemeinnützigen Organisationen abzugeben, die darauf achten, die Kleidung zu fairen Bedingungen weiterzuvermitteln. Oder zu versuchen, Hosen, Pullis und Co. zu reparieren und sie an lokale Hilfsorganisationen weiterzugeben.

Alternativ zu lokal veranstalteten Kleidertausch-Partys kann man seine gebrauchten Klamotten mittlerweile auch mit ein paar Klicks im Internet tauschen.

 

Kleidertausch im Netz

 

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Autoren: Alena Eichler, Hannah Heinzinger, Jonas Thoma, Laura Uebel