Deine Mutter – Eine Band vor dem Durchbruch

Eine Band vor dem Durchbruch

Deine Mutter

Deine Mutter Rund um die Welt

Der Band-Aufkleber an 19 Orten

 

 

Schottland, Norwegen, Australien und Las Vegas

– die Aufkleber von „Deine Mutter“ sind bereits jetzt auf der ganzen Welt zu finden. Jetzt wird es Zeit, dass die Band auch mit ihrer Musik Spuren hinterlässt. In die Nachbarländer Schweiz und Polen haben sie es in ihrer erst vierjährigen Bandgeschichte bereits geschafft. Bleibt abzuwarten, ob „Deine Mutter“ weitere Grenzen sprengen kann, das Potential haben sie…

 

60 Minuten und noch viel länger

 

– geschrieben von Kevin Ebert

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In Fürth kennt man sie, in Herzogenaurach und sogar in Nürnberg.
„Deine Mutter“: Lässiger Rock’nRoll, geballte Bühnenpräsenz und ein bunter Mix aus Professionalität und Chaos. Nach Ungarn, Italien und der Schweiz haben sich die acht Jungs erneut aus Deutschland herausgewagt – diesmal ging es auf das Gwarki Festival in Tarnowski Gory in Polen.
Die FN hat „Deine Mutter“ drei Tage lang begleitet.

Domis Rücken ist komplett nass. Durchgeschwitzt. Doch er lächelt erleichtert und zündet sich eine Zigarette an. „Man hat das Spaß gemacht!“, sagt er. Flo lässt sich wie ein Sack in den weißen Plastikstuhl fallen. Marcel hat ein Handtuch im Nacken und gibt gerade ein Autogramm am Zaun des Backstage-Bereichs. „Kommt mal her und bringt ´nen guten Stift mit! Da wollen zwei Mädchen ein Autogramm!“, ruft er. Nacheinander dackeln sie zu den beiden Mädchen die dort warten. Domi übernimmt den CD-Verkauf.
„Oh man ey bin echt froh, dass alles so geklappt hat“, sagt Andi. Er stellt sich mit auf das Bild, das sich die beiden jungen Polinen mit der Band wünschen:
Andi, Marcel, Flo, Tim, Domi, Tobi, Peter und Jakob.
Oder kurz: Deine Mutter.

Noch 13 Stunden bis zum Konzert.

Tarnowski Gory liegt im Süden Polens. Genauer gesagt in Südschlesien, dort wo viele Menschen deutsche Wurzeln und Verwandte haben. Tarnowski Gory ist die Partnerstadt von Herzogenaurach. Seit acht Jahren schickt Herzogenaurach deswegen eine Band aus dem Umkreis auf das Gwarki-Festival, dieses mal „Deine Mutter“ aus Fürth.
Vor zwei Jahren hat sich die Band gegründet. „Eigentlich wollten wir nur ein bisschen Musik machen, auf Geburtstagen spielen und so“, erklärt Marcel. „Erst als der Jakob am Klavier und der Domi am Schlagzeug dazukamen, hat es dann diese Dimension angenommen“. Mit dieser Dimension meint der Langenzenner Saxophonist Auftritte in München, Bamberg, Ungarn, der Schweiz, Italien und nicht zuletzt den bislang größten Auftritt, das New Orleans Festival in Fürth vor rund 5000 Leuten.
Und jetzt eben Gwarki. Polen. Elfeinhalb Stunden Fahrt. Rock’n’Roll mit Wartezeit.
Fast Punkt 12 lenkt Jakob den Bus sanft auf den Parkpklatz vor dem Motel Drabek, das ungefähr einen Kilometer außerhalb der Stadt liegt. Direkt neben dem Motel ist der OceansClub.
Peter blickt zu den roten, blauen und grünen Neonlichtern. Er wippt im Takt der polnischen Disco-Musik mit dem Kopf und grinst. „Ich bin jetzt zwar echt fertig, aber ich hab trotzdem noch total Bock was zu machen!“, sagt er und zündet sich eine Zigarrette an.
Nur Tim geht ins Bett und so stehen 20 Minuten später sieben Tequilla auf, und sieben Musiker vor der Bar des OceansClub.

Noch 4 Stunden bis zum Konzert
„Also lasst uns jetzt mal überlegen, was wir spielen!“, sagt Jakob. Die Band sitzt in einem Restaurant. Michael, ein kulturbeauftragter der polnischen Regierung, hat sie zur Begrüßung zum Essen eingeladen.
Jakob – von den anderen ab und zu liebevoll Bandopa genannt – teilt jedem Bandmitglied einen Wahlzettel aus. Jedes Lied, das die Band beherrscht ist dort aufgeführt, davor ein Feld zum ankreuzen.
„Spielen wir Money?“, fragt Jakob. „Jaaaa Money, geil“, antwortet Tim.
„Was ist mit Trouble?“, fragt Tobi. „Ja, dafür kein Mary-Ann“, sagt Jakob.
„Was ist mit Everybody?“, fragt Tobi. „Nein, macht keinen Sinn, wegen einem Lied die Orgeln aufzubauen.“, sagt Jakob.
„Kein Jonny Be Good?“, fragt Tobi. „Und soll ich eigentlich viel zum Publikum sagen oder eher weniger?“
„Tobi“, sagt Jakob, „ganz einfach: Wenig labern, aber dafür mehr geil sein!“
Tatsächlich ist diese Liederauswahl, die erste richtige Vorbereitung auf das Konzert. Proben konnte die Band so gut wie gar nicht, es war immer mindestens ein Mitglied im Urlaub. „Eigentlich müssen wir auch gar nicht wirklich proben“, erklärt Tim, der von den anderen immer wieder „Manager“ genannt wird – er ist der Ansprechpartner bei Bookings und Interviews. „Das, was wir spielen, haben wir drauf. Nervös ist da dann auch keiner“.
Die Jungs schlurfen über das Festival, das mit den vielen kleinen Essens- und Schmuckständen in den verwinkelten Gassen, ein wenig an die Fürther Kirchweih erinnert. Sie machen Bilder, trinken Kaffee und hören der Band zu, die gerade spielt. „Ich bin grad echt total entspannt. Ich bin auch mehr im Urlaubsfeeling als im Arbeitsfeeling“, erklärt Tobi und rückt seinen Zylinder zurecht.

Noch zwei Stunden bis zum Konzert
Der Backstagebereich für die Bands ist im Rathaus der Stadt, hinter der Bühne. Nacheinander geht die Band vorbei an einer Gruppe junger Frauen in schwarz-gelben Kleidern – Die Farben der Stadt Tarnowskie Gory. Als „Deine Mutter“ das Rathaus betritt, bemerken sie das Schild, das auf dem schwarzen Steinboden steht: „DAINTE MUTTER“ ist im ersten Stock in Raum 23.
Tim ist der erste, der sein schwarzes Hemd anzieht. Schwarzes Hemd, schwarze Hose, eines der Markenzeichen der Band. Nur Flo hat seine Hose vergessen, er trägt heute schwarz-blau.
In der Gaderobe der Band steht ein Tisch, der so lang ist wie ein Kombiwagen. Kaffee und Tee aus Thermoskannen und Becher stehen bereit. Tim zupft an den Saiten seines E-Basses – er hat sich extra noch die Fingernägel geschnitten – Andi spielt sich auf seiner Gitarre ein.

Noch 20 Minuten bis zum Konzert
Sie sitzen alle in schwarzer Eintracht auf weißen Plastikstühlen oder schwarzen Verstärkern außen im Backstagebereich, direkt neben der Bühne. Tobi macht mit seinem Handy Bilder, Domi raucht lieber noch eine. Gerade spielt noch eine Metal-Band, die Zuschauerzahl hält sich in Grenzen, vielleicht 300. „Ich hoff‘ da kommen jetzt noch paar Leute“, sagt Peter.
Die Metal-Band hört auf; Sofort packen sich Tim und Andi einen Verstärker und betreten zum ersten mal die große Bühne. Sie ist so groß wie ein Einfamilienhaus. Die schwarzen Boxen an den Seiten und über der Band passen perfekt zum Band-Outfit. Jakob und Marcel schleppen das Piano auf die Bühne.
Drei Techniker helfen der Band beim Aufbau. Flink wuseln sie zwischen den Instrumenten umher; Tobi und Tim machen ein Bild von sich, im Hintergrund die Menge: 300 Leute.

Noch fünf Minuten bis zum Konzert
Der Moderator kündigt die Band an. Alleine während des Aufbaus und des Soundchecks ist die Menge der Zuschauer auf gute 500 Leute angewachsen. Nun steht die Band hinter der Bühne und wartet auf den Auftritt
Andi geht als erster auf die Bühne.

Deine Mutter im Interview zum Konzert in Polen

„Wo ist denn jetzt der Tobi?!“, fragt Marcel. „Der ist noch auf dem Klo!“, antwortet Tim. Egal. Andi spielt schon den Anfang des Intros, das „Deine Mutter“ heißt.
Mittlerweile ist die Band auf der Bühne. Tobi kommt vom Klo. „So! Ich hab Bock!“, sagt er und springt auf die Bühne.
Die Musik wird lauter, wird schneller, einige Zuschauer nicken mit dem Kopf mit. Lauter. Schneller.
„DEINE MUTTER“, schreit Tobi. „DEINE MUTTER!!“, antwortet die Band – Es geht los!
Sie stehen da wie immer, sie sehen aus wie immer – Tobi trägt Hut, Tim hat seinen pinken Bassgurt, Jakob trägt Hut – und sie spielen wie immer: Unverfälschten Rock’n’Roll der die Beine willenlos macht.
Auch bei einigen Menschen aus dem polnischen Publikum ist das so: Sofort fängt eine Frau in blauem Shirt an wild zu tanzen. Sie springt und dreht sich. Ihre schwarzen Haare wirbeln in der Luft.
Nach zwei Songs stellt Frontman Tobi die Band vor: „We are „Deine Mutter“ from Germany, and we want to bring some Rock’n’Roll to Poland!“, sagt er in das Mikrofon. Das Publikum klatscht.
Die meisten Polen schauen sich den Auftritt „Deiner Mutter“ aber an, ohne sich viel zu bewegen geschweigedenn zu tanzen. Zum Großteil versteht man hier kein Englisch. Doch der Sound der Fürther trifft den polnischen Geschmack trotzdem. Es sind jetzt fast 2000 Zuschauer, der gesamte Rathausplatz ist voll.
Tobi wirft nun einige „Deine Mutter“-Sticker in die Menge. Die Polen recken und strecken sich danach, als seien es seltene Aufkleber einer internationalen Band. Ein kleines Mädchen mit grünem Kleid, die den Erwachsenen fast nicht über die Knie ragt, hat einen Aufkleber ergattert und schlängelt sich stolz durch die Beine der Großen.
Zwei jugendliche Mädchen wollen mit dem Handy ein Bild von sich machen und versuchen sich so zu verenken, dass die Band im Hintergrund zu sehen ist.
2500 Leute sind es. Tim trinkt einen Schluck Wasser, Domi drückt sich sein Ohropax fester in sein rechtes Ohr.
Tobi kündigt das letzte Lied an.
„Do you want some Elvis Presley?“, ruft Tobi in sein Mikrofon, sein Zylinder-Hut verrutscht dabei etwas. Einige wenige rufen „Yes!“, denn auch nur einige wenige in Polen verstehen, was Tobi sie fragt.
Die riesige Leinwand im Rücken der Band zeigt den Frontman in der Nahaufnahme: Er grinst, seine braunen Augen werden unter seinem Zylinder für einen kurzen Augenblick ganz klein, dann reist er sie wieder auf, umklammert sein Mikrofon und zieht es ruckartig aus dem Mikrofonständer. „DO YOU WANT SOME FUCKING ROCK’N’ROLL??“, schreit er.
„YEEES“, nun antworten ihm mehr Zuschauer.
Trouble auf der Bühne.
Das Konzert ist mittlerweile vorbei. 60 Minuten hat es gedauert. 60 Minuten auf der bislang größten Bühne in ihrer Bandgeschichte. 60 Minuten Turbo-Rock’n’Roll deiner Mutter. 60 Minuten die aber trotzdem nur der Höhepunkt, nur ein Teil des Wochenendes sind.
Wenn Tobi wieder daheim in Deutschland ist, wird er in seinem Auto sitzen, durch den Regen zu seiner Freundin fahren und sagen: „Wenn ich jetzt an das Wochenende zurück denke, dann denke ich komischerweise nicht zuerst an den Auftritt. Ich denke an drei geile Tage mit meinen Freunden“.

 

 

Schweiz

„Es haben welche getanzt, während andere auf der Bühne geschlafen haben“

Ammersee

„Und danach kam die Zitrusschlacht“

Fürth

„Unser erstes richtig großes Ding“